
Kleine Museen abseits der Städte werden häufig ehrenamtlich mit viel Herzblut betrieben, dass dabei häufig die Verfügbarkeit von finanziellen und anderen Ressourcen im Mittelpunkt steht und weniger ein ausgefeiltes Konzept ist bekannt. Wie viele Einrichtungen im ländlichen Raum handelt es sich um einen multifunktionalen Raum: Es wird nicht nur regionale Kultur und Geschichte vermittelt, sondern ist häufig auch Treffpunkt oder Tourist-Information vor Ort. Seit sich unsere Gesellschaft immer mehr zum Digitalen verändert und auch Kultur häufig auf digitalen Wegen vermittelt wird ist die Frage, wie kleine Museen reagieren können. Ihre Angebote werden vor dem Hintergrund der Vielfalt an verfügbaren Medien immer unzeitgemäßer, dem Bedürfnis nach Informationsfülle und Abwechslung können sie kaum gerecht werden.
Der unbestrittene Vorteil von kleinen Museen auf dem Land ist die Bereicherung der kulturellen Landschaft: Kurze Wege zu Kunst und Kultur sollten auch im ländlichen Raum möglich sein. Als ein Raum, der eine anspruchsvolle Aufenthaltsqualität bietet, steigern kleine Kultureinrichtungen auch die Lebensqualität im ländlichen Raum. Kleine Museen leben von den Menschen, die sie aufbauen und pflegen, doch viele dieser Bürgerinnen und Bürger können aufgrund ihres Alters ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen. Das bezieht sich nicht nur auf die Kraft, die in den Museumbetrieb gesteckt werden muss, sondern auch auf die Erzählungen und Zeitzeugenberichte, die kleine Museen häufig erst interessant machen.
Im ersten Quartal 2018 hat die Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg eine Seminarreihe zu diesem Thema durchgeführt – das Regionalmanagement war bei der Veranstaltung „Digitalisierung und innovative Vernetzungsformen“ dabei. Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, beschreibt Museen als analoge Orte, die digitale Medien nutzen und sich dabei an ihren Zielgruppen orientieren sollten: „Museumsarbeit sollte den gesellschaftlichen Wandel mitgestalten.“. Wie das funktionieren kann, zeigten mehrere Referenten mit konkreten Projekten aus ihrer Arbeit auf.
Eine Möglichkeit zeigt Jan Merk vom Museumsverband Baden-Württemberg auf. Der Verband unterstützt Museen jeder Größe im Bundesland dabei, ihre Sammlungen zu digitalisieren. Das macht die Exponate weltweit zugänglich, hilft dem Museum selbst beim katalogisieren und kann so auch von Bildungseinrichtungen z.B. im Bereich Heimatkunde genutzt werden. Als konkrete Plattform stellt Herr Merk „Museum digital“ vor. Hier können kleine Museen ihre Stücke mit einer entsprechenden Beschreibung einstellen. Auch Rheinland-Pfalz ist mit bereits 72 Museen vertreten.
Sophia Metzler zeigt die wissenschaftliche Perspektive auf Möglichkeiten und Chancen digitaler Museumsarbeit auf. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin von museOn, weiterbildender Studiengang der Uni in Freiburg für Mitarbeiter im musealen Kontext, beschreibt Frau Metzler Möglichkeiten, Digitalisierung für sich zu nutzen. Aus Sicht von museOn spielt dabei der Schwellenabbau für Kulturarbeit eine entscheidende Rolle: Auch Bürgerinnen und Bürger, die nicht mit Museen vertraut sind oder bisher wenig Interesse an regionaler Kultur gezeigt haben, wird sie so zugänglich gemacht, ohne sich in eine für sie unsichere Umgebung begeben zu müssen. Frau Metzler sagt aber auch: Ein Museum sollte so digital sein, wie sein Publikum. Chancen, die sich für kleine Museen ergeben sind z.B. die Nutzung von Blogs. Der Trend der Reiseblogger nimmt zu, hier kann über Museen berichtet und verbunden mit einer Führung durch die Ausstellung oder der Organisation von Zeitzeugenberichten, kann ein gutes Feedback mit Schneeballeffekt erzeugt werden. Auch der Bereich Gamification spielt eine Rolle. Das bedeutet nichts anderes, als Inhalte spielerisch erfahrbar zu machen – sei es mit einer Rallye oder einem Kreuzworträtsel unter Nutzung alternativer Medien, wie Hörbeispielen oder Videos. Auch das sog. Storytelling kann für kleine Museen genutzt werden. Hierbei wird die ganze Ausstellung in eine Geschichte verpackt, die durch Schautafeln aber auch Hörbeispielen oder einer App erlebt werden kann.
In eine ähnliche Richtung geht auch das Praxisbeispiel von Dr. Denise Roth, Leiterin des Faust Museums in Knittlingen. Seit vier Jahren ist sie mit ihrem Team dabei, dem Faust Museum ein Update zu verpassen. Ständige Begleiter sind dabei Ortsverbände, Vereine und Ortsräte, die über Entwicklungen informiert und zu Ideen befragt werden. Als wichtige Akteure im regionalen Umfeld seien sie unabdingbar, vor allem als Multiplikatoren für das Museum. Konkret wurde eine Website aufgesetzt, Filme und Hörspiele produziert und auf der Website eingebunden, vergangene Ausstellungen online dokumentiert und ein Audioguide entwickelt. Frau Roth sieht in der Digitalisierung von Museen in erster Linie die Chance für die Besucher, sich Inhalte selbst zu erschließen. Dazu tragen auch Workshops oder Lesungen bei, die im Museum stattfinden.
Wie an dem Seminar selbst deutlich wird: Einer der Schlüssel für die ländliche Museumslandschaft ist Vernetzung. Durch ein Konzept zur Zusammenarbeit, Vermeidung von doppelten Inhalten und wechselnden Ausstellungen, können Bürger und Besucher wieder mehr Lust auf Kultur bekommen. Auch Veranstaltungen wie Museumsnächste mit Shuttleservice, Lesungen und Konzerten führen zu Auffrischung des Interesses für leine Museen. Zur Umsetzung solcher Ideen können Förderungen genutzt werden. Dazu gehören die Zuschüsse, die Museumsverbände bereitstellen, aber auch Förderprogramme wie LEADER.
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Foto: Tagungsort Knittlingen